Haardt (Schweinfurt)

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Haardt
Statistischer Bezirk 34
Stadtteil in Schweinfurt
Koordinaten: 50° 4′ N, 10° 14′ OKoordinaten: 50° 4′ 6″ N, 10° 13′ 52″ O
Höhe: 220–290 m ü. NN
Fläche: 48 ha[1]
Einwohner: 1779 (31. Dez. 2022)[2]
Bevölkerungsdichte: 3.706 Einwohner/km²
Postleitzahl: 97422
Vorwahl: 09721
Karte
Lage des Stadtteils Haardt
in der kreisfreien Stadt Schweinfurt

Die Haardt (Ortsangabe: an der Haardt) ist ein Stadtteil der kreisfreien Stadt Schweinfurt. Er wird für amtlich-statistische Zwecke als Bezirk 34 geführt.[3] Er liegt am größten Wald auf städtischem Gebiet, dem Haardtwald auf dem Haardtberg, dem Namensgeber des Stadtteils. Haardt ist eine öfters vorkommende Flurbezeichnung und bedeutet Bergwald oder bewaldeter Hang.

Lage des Stadtteils Haardt

Die Haardt befindet sich im Norden des Stadtgebiets. An sie grenzt im Südwesten der Stadtteil Eselshöhe (Bezirk 35), im Nordwesten die Vorortgemeinde Dittelbrunn, im Norden der zum Stadtgebiet gehörende Haardtwald und im Südosten der Stadtteil Hochfeld/Steinberg (Bezirk 41) an.[4] Zudem grenzt an den Haardtwald im Osten die Großgemeinde Üchtelhausen mit dem Ortsteil Zell.

Die Haardt liegt auf einem Ausläufer der Schweinfurter Rhön, in topografisch günstiger Lage, auf einem nach Süden abfallenden Bergsporn, zwischen den Tälern des Marienbachs im Westen und des Zellergrundbachs im Osten. Nach Norden ist der Stadtteil durch den Haardtwald geschützt. Diese Lage wurde bereits in historischer Zeit durch Obst- und Weinbau genutzt.

Der Haardtwald erstreckt sich auf 3 Kilometer in die Schweinfurter Rhön hinein. In ihm liegt mit 340,3 m ü NN[5] der zweithöchste Punkt des Stadtgebietes. Der Wald wird in die Vordere Haardt im Süden, Hintere Haardt im Norden und das Thalerholz im Osten unterteilt.[5]

Die Haardt liegt zwischen zwei für das Stadtklima wichtigen Kaltluftzufuhrgassen, die nachts Kaltluft aus der nördlich gelegenen Schweinfurter Rhön in das Stadtgebiet führen. Es sind das Tal des Marienbachs und der unbebaute Zeller Grund, der seine südliche Fortsetzung im Tal des Marienbachs findet, das schließlich am Rand der Schweinfurter Altstadt vorbeiführt.

Jedoch wurde in den 1980er Jahren unweit südlich der Haardt, durch das Neubaugebiet an der Breiten Wiese (zum Stadtteil Hochfeld/Steinberg gehörend) eine Barriere im Tal des Marienbachs geschaffen.

Blick über das Areal des heutigen Stadtteils Haardt im Jahre 1836. Im Mittelgrund Schweinfurt, rechts mit Maibacher Straße (Allee) zum Obertor und ganz links mit Main. Im Hintergrund Steigerwald mit Schwanberg (rechts von der Mitte) und Gaibacher Berg (ganz rechts)
Straßenkarte Nordbayerns um 800 (angefertigt durch die Stadt Burgkunstadt) mit einer Altstraße von Schweinfurt durch den Haardtwald über die Salzburg nach Norddeutschland

Das Gebiet im Schweinfurter Norden ist seit prähistorischeren Zeiten besiedelt (siehe: Dittelbrunn, Vorgeschichte) und mehrere (einstige) Ortschaften wurden bereits im 8. Jahrhundert erstmals urkundlich erwähnt.

Nach einer Straßenkarte für das 8. Jahrhundert führte durch den Haardtwald eine Altstraße als Hohe Straße, in etwa auf der Linie der heutigen Fahrstraße zum Schießhaus. Sie führte zur Salzburg (bei Bad Neustadt) und weiter nach Norddeutschland.

Siehe auch: Nördlicher Stadtteil, Vier Quellen

Schießanlage am Haardtberg

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Victory Schießanlage (bis 2014)
Schießhaus-Biergarten

Das Schießhaus in der Mitte des Haardtwalds, auf dem 334 m hohen Haardtberg, wurde zunächst als einfache Wärmestube für Jäger erbaut. Er wurde später erweitert, als Treffpunkt der Jägerschaft aus Stadt und Landkreis.

Daneben entstand eine Schießanlage der Wehrmacht, das Schießhaus wurde daraufhin Offizierskantine. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Schießhaus zum Gasthaus umgebaut. Die US-Heeresgarnison Schweinfurt nutzte nun das benachbarte 13 Hektar[6] große Areal bis zu ihrem Abzug im Jahre 2014 als Victory Schießanlage.

Siehe auch: Liste zur US-Konversion Schweinfurt

Auf dem Haardtberg befand sich eine historische Richtstätte der Reichsstadt Schweinfurt. Das Gebiet des heutigen Stadtteils auf dem Bergsporn und des nördlich anschließenden Haardtwaldes trug im 19. Jahrhundert die Flurbezeichnung Harthäuschen. Auf dem Bergsporn lagen Obstplantagen beiderseits einer Chaussee, die schnurgerade auf das Haardthäuschen führte, eine heute noch erhaltene Schutzhütte und historisches Wahrzeichen. Am Westabhang zum Marienbach lagen oberhalb der Straße nach Dittelbrunn Weinberge mit der Lagebezeichnung Gaukenleiten.[7]

Auf den Parzellen der Weinberge entstand nach Aufgabe des Weinbaus ab Anfang des 20. Jahrhunderts allmählich die erste Bebauung auf dem Gebiet des heutigen Stadtteils. Es war jedoch lediglich eine ungeordnete, lockere Stadtrandbebauung, die sich oberhalb der Dittelbrunner Straße in einem 800 m langen Streifen bis an die Stadtgrenze hinzog. Hier befand sich auch die bis in die erste Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg bestehende Ausflugsgaststätte Café Markfelder, in einem heute noch erhaltenen Haus.

Der neue Stadtteil Haardt entstand erst ab 1972,[8] zeitgleich mit dem größeren Stadtteil Deutschhof. Die historische Chaussee blieb dabei in der Linienführung nicht erhalten, sondern der Bergsporn wurde durch eine Ringstraße erschlossen, dem Matthias-Grünewald-Ring, auf dem seitdem der Stadtbus verkehrt. Die Seitenstraßen wurden ebenfalls nach Namen von Malern benannt. Im Entwurf des Stadtplanungsamtes von 1963 waren eine Schule und zwei Kirchen vorgesehen,[9] was nicht ausgeführt wurde.

9th Engineer Battalion 2012 auf der Heeresstraße, an der Brücke der B 286

Die rund 10 km lange Militärstraße ist für den allgemeinen Verkehr (außer Land- und Forstwirtschaft) gesperrt. Sie verbindet die einstigen Ledward Barracks mit dem ehemaligen Standortübungsplatz am Brönnhof und durchquert dabei den Haardtwald an der ehemaligen Victory-Schießanlage.

Am 29. Februar 2016 erwarb die Stadt von der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) Konversionsflächen von insgesamt 48 ha.[10][11] Die im Stadtgebiet liegenden Bereiche der Heeresstraße wurden dabei der Stadt Schweinfurt von der BImA mitübertragen. Die Heeresstraße ist derzeit (2018), außer der Zufahrt von Dittelbrunn zur Waldgaststätte Schießhaus, weiterhin für den öffentlichen Verkehr gesperrt, wegen Bauschäden und da sie durch ein Wasserschutzgebiet beim Aussichtspunkt Seelvater, im Nordwesten des Stadtgebietes führt. Bis zur Auflösung der Schweinfurter US-Garnison 2014 konnte die Straße nur deshalb genutzt werden, weil für militärische Zwecke andere Sicherheitsvorschriften gelten.

Da Schweinfurt über keine nordwestliche Tangente verfügt, besaß die Heeresstraße seit je her in der öffentlichen Wahrnehmung einen hohen Stellenwert, weshalb ihre schnelle Öffnung für den allgemeinen Verkehr, als Entlastung zur Kernstadt, im Zuge der US-Konversion zu einem Hauptanliegen der Bevölkerung wurde. Hierfür müsste eine Anschlussstelle an die Bundesstraße 286 geschaffen werden, die über eine Brücke die Heeresstraße quert und diese zudem verbreitert werden. Jedoch verläuft die Heeresstraße auf einer allein für militärische Zwecke geführten Trasse, die die freie Landschaft willkürlich durchschneidet, ohne Bezug zu den Siedlungsstrukturen. Deshalb wurde im Verkehrsentwicklungsplan 2030 für die Stadt Schweinfurt[12] in drei (von insgesamt vier) Varianten vorgeschlagen, die Heeresstraße als anbaufreie Landstraße auszubauen.[13]

Status
31. Dez. 2022[14]
Haardt
Statistischer Bezirk 34
Gesamtgebiet
Schweinfurt
Deutsche 86,0 % 77,4 %
Ausländer 14,0 % 22,6 %
Anteil Doppelstaatler
an der deutschen Bevölkerung
15,8 % 17,1 %

Die Haardt ist, genauso wie der mit dem Stadtteil verbundene Vorort Dittelbrunn, seit den 1970er Jahren ein bevorzugtes Einfamilienhaus-Wohngebiet Schweinfurter Familien, was sich in der Haardt auch aufgrund der Altersstruktur erkennen lässt.[15] Entsprechend liegt auch der Anteil der Migranten deutlich unter dem Wert des Gesamtgebietes von Schweinfurt. Die bürgerlichen Strukturen des Stadtteils werden auch durch die Wahlergebnisse widerspiegelt. Bei der Bundestagswahl 2017 erreichte die FDP mit 14,1 % an der Haardt das beste Ergebnis aller Schweinfurter Stadtteile.[16]

In den 1990er Jahren wurde eine Wohnanlage mit mehreren, großen Häusern für US-amerikanische Familien erbaut, die seit der Auflösung der Schweinfurter US-Garnison im Jahre 2014 der Allgemeinheit als neuer Wohnraum zur Verfügung steht.

Beschreibung des Stadtteils

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Die Haardt ist komplett als Tempo-30-Zone ausgewiesen. Im Stadtteil gibt es Wohnbebauung, mit Einfamilienhäusern gehobenen Standards, Villen am Hang, mit weitem Ausblick und einigen, meist großzügig konzipierten Punkt- und Apartmenthäusern. Lediglich im südlichen Bereich errichtete 1972 die damalige Wiederaufbau-GmbH (WAG) als gemeinnützige Gesellschaft eine Wohnanlage mit drei Punkthäusern einfacheren Standards, mit Asbestzement-Fassadenverkleidung. Ein Teil der Wohnanlagen an der Haardt wurde altengerecht geschaffen. Die bauliche Entwicklung des Stadtteils ist seit den 1990er Jahren abgeschlossen.

Am unmittelbaren Rand des Stadtteils liegt ein Discountmarkt mit Bäckereifiliale und Postagentur, der jedoch dem Hochfeld/Steinberg zugerechnet wird. Ebenfalls am Rand, zur Eselshöhe gehörend, befindet sich ein kleines Geschäftszentrum mit zwei Banken. Die Haardt selbst ist der Schweinfurter Stadtteil mit der geringsten Infrastruktur, ohne Kirchengemeinde, Kindergarten, Schule, Hort oder Jugendeinrichtung.[15] Jedoch gibt es viele Freizeiteinrichtungen in der Umgebung (siehe: Freizeit) und Schulen, bis hin zur modernen Mehrzweck- und Veranstaltungshalle im angrenzenden Wohnvorort Dittelbrunn.

ÖPNV

  • Stadtbuslinie 41[17]

Straßen

Die Haardt wird von Wäldern und Tälern umgeben, nordwärts mit unbesiedelten Gebieten, die sich bis in den Landkreis Bad Kissingen erstrecken. Tal und Umgebung des Zellergrundbaches haben bereits Mittelgebirgscharakter. Am oberen Rand des Stadtteils eröffnet sich ein weiter Ausblick über Stadt und Mainfränkische Platten bis zum Steigerwald, mit dem Schwanberg. Nahe der Haardt, oberhalb des Zeller Grundes, liegen Häuser der Stadtranderholung.

Zwischen Haardtwald und Brönnhof
  • Joachim Kilian: Der Stadtteil Schweinfurt-Haardt und seine Bewohner. Eine zeitgeschichtliche Betrachtung. Aktionskreis Haardt, Schweinfurt 2000.
    NT: Haardt – ein neuer Stadtteil in Schweinfurt.

Einzelnachweise

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  1. Gemessen mittels BayernAtlas
  2. Stadt Schweinfurt/Zahlen, Daten und Fakten. Abgerufen am 19. Januar 2024. Melderegisterbasierte Einwohnerzahl
  3. Jugendhilfeplan der Stadt Schweinfurt/Übersichtskarte der Stadtteile und statistischen Bezirke. Abgerufen am 6. Juli 2023.
  4. Übersichtskarte der Stadtteile und statistischen Bezirke der Stadt Schweinfurt (im Jugendhilfeplan). Abgerufen am 8. Januar 2017.
  5. a b Topografische Karte von Bayern 1:25.000. Blatt Nr. 5927 Schweinfurt. Landesamt für Vermessung und Geoinformation Bayern, München 2005.
  6. Wirtschaft in Mainfranken: Abzug der US-Army vom Standort Schweinfurt steht fest. Juli 2012, S. 34.
  7. BayernAtlas, Historische Karte, Stand nach 1870.
  8. Informationsbroschüre Stadt Schweinfurt. Weka Info-Verlag, Mering 2002, S. 7.
  9. Naherholung unterm Flachdach. In: mainpost.de. 5. September 2017, ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 23. April 2020.@1@2Vorlage:Toter Link/www.mainpost.de (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)
  10. Schweinfurter Tagblatt: Stadt wächst um 48 Hektar. 23. Dezember 2015.
  11. TV touring Schweinfurt: Konversion – Schweinfurt erwirbt auch die Heeresstraße. 2. März 2016.
  12. Auftraggeber: Stadt Schweinfurt; Auftragnehmer: Planersocietät Dr.-Ing Frehn, Steinberg Partnerschaft, Dortmund
  13. Verkehrswegeplan 2030 der Stadt Schweinfurt, Anlage 1, S. 258 ff.
  14. Melderegisterbasierte Bevölkerung
  15. a b Jugendhilfeplan der Stadt Schweinfurt, Beschreibung des Planungsgebietes Bezirk 34/35
  16. focus.de: Wahl Facts: 22,8 % im Stadtteil Deutschhof wählen AfD, 25. September 2017
  17. Stadtwerke Schweinfurt: Liniennetzplan 2022/2023. Abgerufen am 23. Januar 2024.